Bronze bei Weltmeisterschaft – TSV Grünwald

Bronze bei Weltmeisterschaft

Nach erfolgreicher Teilnahme an den 4 Qualifikationsturnieren mit 2 zweiten Plätzen bei internationalen Wettkämpfen in Kassel und München sowie Platz 7 bei der deutschen Meisterschaft in Bad Dürkheim wurde der Säbelfechter Thorsten Brandt vom TSV Grünwald im Juli 2018 vom Deutschen Fechterbund für die Nationalmannschaft und zur Teilnahme an der Senioren-Weltmeisterschaft vom 09. bis 14.10.2018 im italienischen Livorno nominiert. Dort dürfen die jeweils 4 besten Fechter ihrer Nation in den Altersklassen Ü 50, Ü 60 und Ü 70 im Einzel und die jeweils 2 besten ihrer Altersklasse im gemeinsamen Mannschaftswettbewerb starten.
Die WM wurde vom italienischen Fechtverband in absolut professioneller Manier geplant und durchgeführt – d.h. Anreise, Akkreditierung, Materialkontrolle jedes einzelnen Ausrüstungsgegenstandes waren mindestens einen Tag vor Wettkampfbeginn zu erledigen, um am eigentlichen Wettkampftag im komplett durchgeplanten Zeitplan keine Überraschungen zu erleben: insgesamt 24 Wettkämpfe in 3 Altersklassen der Damen und Herren mit Florett, Degen und Säbel an 5 Tagen und trotzdem mussten sich die über 500 Starter in allen Kategorien „nur noch“ auf ihr Fechten konzentrieren.
Gut: die Beschilderung und Nummernfolge der über 20 Fechtbahnen auf zwei Ebenen im nahezu kreisrunden, riesigen „Forum Modigliani“ war dann doch eher italienisch. Die Belegung der Laufwege mit Bar, Enoteca und vielen Verkaufs- und Sponsorenständen warf hinsichtlich der Auffindbarkeit der eigenen Kampfbahn öfters die Frage auf, ob man (n) denn besser links-, rechts oder mitten durch gehen soll, um schneller seinem Aufruf folgen zu können – was dann auch schon mal einen zweiten „mahnenden“ oder dritten „letzten“ Aufruf nach sich zog, wenn man etwas spät zu seiner Startzeit kam. Aber alles in allem eine eindrucksvolle Arena und ein tolles Erlebnis.
Thorsten – als erstmaliger WM-Teilnehmer dieser Altersklasse – landete in einer Vorrunde mit der Nummer 1 (ITA) und Nummer 11 (FRA) der Weltrangliste sowie 4 weiteren Fechtern aus Polen, Spanien, Holland und Slovenien. Nach Startschwierigkeiten gegen die beiden erstgenannten folgten 4 Siege, Setzplatz 21 im folgenden 128 er KO System, das bis zum Finale ohne Hoffnungslauf gefochten wird – wer verliert ist also raus – erhöht die (An-)Spannung…
Nach dem Freilos im ersten Durchgang wartete ein Fechter aus Brasilen, der 10:8 besiegt wurde. Der nächste Gegner aus Kanada focht etwas unorthodox und führte dadurch 9:6, aber die Tipps vom Coach konnte Thorsten umsetzen und den Kampf noch 10:9 gewinnen. Das Feld der besten 16 war erreicht und es folgte das Duell mit dem Starter aus Azerbaijan, immerhin Nummer 5 der Weltrangliste und einfach gut: egal was passierte, er hatte immer die richtige Lösung und führte binnen Sekunden mit 5:0. Ein paar Tipps konnten zwar das Endergebnis mit 10:5 noch „erträglich“ gestalten, aber es war anzuerkennen: die Fechter der ehemaligen Sowjetunion, die nun viel zahlreicher unter vielen verschiedenen Flaggen an den Start gehen, haben ihr Handwerkszeug gründlich gelernt und gedenken auch nicht, das – nur weil ein paar Jahre vergangen sind – beiseite zu legen.
So endete der Einzelwettbewerb für Thorsten als zweitbestem Deutschen mit Platz 14 – sehr erfreulich für einen „Rookie“. Sein Teamkollege Hartmut Wrase, Europameister von 2017 konnte sogar die Bronzemedaille erkämpfen. Gold und Silber gingen an die ausrichtenden Italiener.
Am Folgetag kämpften Hartmut und Thorsten dann zusammen mit je zwei Fechtern der Klasse Ü 60 und Ü 70 im Team Deutschland um Medaillen. In der Vorrunde wurden Ungarn und Japan glatt, Frankreich knapp besiegt. Mit Setzplatz 1 und Freilos im 1/8 Finale des folgenden KO Systems folgte im Viertelfinale erneut Ungarn, die sich zuvor gegen Canada durchgesetzt hatten. Ein klares 30 : 16 brachte den Einzug ins Halbfinale und erneut Frankreich als Gegner. Taktisch besser aufgestellt als in der Vorrunde konnten Sie diesmal den Kampf trotz zwischenzeitlich hoher Führung der Deutschen mit 30:28 für sich entscheiden.
Einigermaßen enttäuscht, da der Finaleinzug absolut möglich war, kam kurze Zeit später die richtige Mischung aus Frust und Wut auf und der Kampf um Platz 3 wurde mit aller Energie und Ernsthaftigkeit angegangen. Am Ende eines klaren 30 : 20 gegen Russland stand dann die Bronzemedaille für die deutsche Mannschaft, eine ausgelassene Feier und eine Siegerehrung auf großer Bühne, die allen noch in langer Erinnerung bleiben wird.
Gold ging auch hier deutlich an Italien, Silber an Frankreich … aber die waren ja schon seit der Vorrunde am Vortag im Einzel sehr gut unterwegs.